Kinder lernen, sich zu wehren

Jedes zweite Opfer von Sexualverbrechen ist ein Kind. Was Eltern tun können, um ihre Kinder stark zu machen - und vor Missbrauch zu schützen.

Experten-Tipps

Was Erwachsene tun können

Guter Rat

 

Was Kinder tun können

Die nicht abreißen wollenden Bilder von misshandelten oder verschwundenen Kindern im Fernsehen machen betroffen - und ängstlich. Denn inzwischen ist jedes zweite Opfer von Sexualverbrechen ein Kind, Tendenz steigend. Die Polizei allein ist dem Ansturm hinsichtlich des Aufklärungsbedarfs und dem Wunsch nach Schutz oftmals nicht gewachsen. Doch Eltern können auch selbst etwas tun, um ihre Kinder zu schützen. Seit mehr als zehn Jahren gibt die Initiative Sicher-Stark (Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Prävention und Prophylaxe) praktische Hilfestellung.

Training bereits in der Grundschule

Die Intention ist klar: Sexuelle Übergriffe auf Kinder rufen schwere traumatische Schäden hervor, unter denen die Opfer oft ihr Leben lang leiden müssen. "Frei aufzuwachsen ist das Beste, was einem Kind passieren kann", sagt Julia Schlegel, Diplom-Pädagogin und Erfolgstrainerin beim Sicher-Stark-Team. In Kursen, die von polizeilichen, pädagogischen oder kindertherapeutischen Trainern bundesweit vor allem an Grundschulen durchgeführt werden, lernen Kinder, sich zu wehren. Die Trainer zeigen, wie sie Gefahren erkennen und vermeiden können, wie sie sich selbst behaupten und selbst verteidigen können.

Auf die Realität bestens vorbereitet

Dieses Training ist kein reiner Selbstbehauptungs- oder Selbstverteidigungskurs. Das Konzept leistet viel mehr, denn es beinhaltet unter anderem so genannte Realitäts-Checks: Nach den Trockenübungen in der Turnhalle wird der Ernstfall auf dem Schulweg oder auf dem Spielplatz geübt. Dafür sprechen Personen, eigens dafür geschulte und sensibel vorgehende "Dummies", die Teilnehmer auf einem so genannten Gefahrenparcours in unterschiedlichen Situationen an. So können sich die Kinder mit den zuvor gelernten verbalen und technischen Strategien zur Wehr setzen. Anhand einer Videoaufzeichnung wird ihr Verhalten mit dem "Täter-Dummie" anschließend reflektiert. Das Feedback ist durchweg positiv: Ihnen wird dabei klar, dass sie das Gelernte auch im Ernstfall erfolgreich einsetzen können.

So lernen bereits Grundschüler, dass sie sich auch ohne schützende Hände der Eltern richtig verhalten können. Nur so werden sie selbstbewusst und können Gefahrensituationen sicher begegnen.

Mobiles Team schult vor Ort

Das Team ist mobil im Einsatz und schult vor Ort, meistens in den Turnhallen von Grundschulen. Wichtig ist auch, dass die Eltern aktiv in alle Kursformen einbezogen werden. Ihnen werden so weiterführende Hilfestellungen an die Hand gegeben, damit sie ihre Kinder unterstützen können, das Erlernte zu vertiefen. Die bundesweite Servicenummer für Eltern und Pädagogen: 01 80/55 50 13 33 (0,12 Cent/Min), E-Mail: info@sicher-stark.de.

Quelle: http://www.focus.de/schule/eltern/familie/psychologie/missbrauch