Kinder stark machen

Wie können Kinder und Jugendliche effektiv vor Gewalt geschützt werden? Hier bekommen Sie praktische Tipps zur Selbstverteidigung. Und natürlich Infos über das Training.

In diesem Artikel:

Praktische Tipps zur Selbstverteidigung
Das Training gegen Gewalt
Das Sicher-Stark-Team

Praktische Tipps zur Selbstverteidigung
  • "Selbstbewusstes Auftreten" - Kinder, die erhobenen Hauptes und mit straffen Schultern auf der Straße gehen, wirken stärker und fallen nicht so leicht einem Täter in die Hände, der sich in der Regel laut polizeilichen Untersuchungen zufolge eher schwache, schüchterne Opfer aussucht.
  • "Schlüssel statt Spray" - Wer sich auf ein Verteidigungsspray verlässt, steht im Notfall womöglich auf dem Schlauch: es versagt, weil sich Dreck festgesetzt hat oder es ist ganz unten im Schulranzen vergraben. Besser: Ihr Kind schleudert dem Angreifer einen Schlüsselbund ins Gesicht.
  • "Weg von der Autotür!" - Ein Auto hält und der Fahrer fragt nach dem Weg - eine möglicherweise gefährliche Situation. Kinder sollten auf keinen Fall direkt in die Seitentür treten. Wer in der Nähe des Seitenspiegels bleibt und die Autotür als Schutz zwischen sich und dem Autofahrer nutzt, kann nicht ins Innere gezogen werden und schneller weglaufen.
  • "Feuer statt Hilfe rufen!" - Wer belästigt wird, sollte nicht um Hilfe rufen. Viele Passanten ignorieren solche Rufe, weil sie nicht in einen Streit hineingezogen werden wollen. Besser: "Feuer" schreien - das erhöht die Aufmerksamkeit und der Täter flüchtet.
  • "Fliehen, aber mit Ziel!" - Wer bemerkt, dass er auf dem Heimweg verfolgt wird, sollte rennen - aber nicht planlos. Am besten ist es, sich in ein Restaurant oder eine Kneipe zu flüchten.
  • "Notruf wählen!" - Besitzt Ihr Kind ein Handy, sollte es auf einsamen Wegen angeschaltet sein. Lässt sich ein Verfolger nicht abschütteln und ist keine "Rettungsinsel" in Sicht, sollte es den Polizei-Notruf 110 wählen, der auch dann noch funktioniert, wenn das Handybudget ausgeschöpft ist.
  • "Zuschlagen!" - Lässt ein Angreifer trotzdem nicht ab, sollte sich Ihr Kind mit aller Kraft wehren: beißen, kratzen oder in die Genitalien treten - alles ist dann erlaubt, wenn wirklich Gefahr besteht.
Das Training gegen Gewalt

Die Trainer von der Organisation Sicher-Stark-Team sensibilisierten die Kinder zuerst für das Erkennen möglicher Konflikt- und Gefahrensituationen und geben ihnen dann Hilfestellungen zur Verteidigung.

Konkret sihe das Kindertraining so aus: Erst werden die die Eltern über typische Täter-/Opferprofile und über Erziehungmethoden, ihr Kind stark und "wehrhaft" zu machen, informiert. Dazu gehört auch, zu erkennen, dass es gut ist, wenn Kinder manchmal Nein sagen und nicht gehorchen. Danach sind die Kinder dran. Sie lernen den ersten Schock bei einem Angriff zu überwinden. Sie üben, sicher aufzutreten und den Angreifer mit einem klaren und entschiedenen NEIN zunächst abzuwehren. Erst soll der Täter durch gezielt eingesetzte Verteidigungstechniken - wie beispielsweise ins Ohr schreien und vor´s Schienbein zu treten - in eine kurze Schocksituation versetzt werden, die die Kinder dann zur Flucht nutzen können. Und wenn das nicht reicht, dann haben die Kinder leichte, aber sehr effektive Techniken parat, mit deren Hilfe sie z.B. aus einer Umklammerung lösen können.

"Aber diese Techniken sollen wirklich nur im äußersten Notfall angewendet werden", erklärt Co-Trainerin                                   Gudrun Rinker. "Schließlich sollen die Kinder in der Lage sein, die zu Beginn einer Handlung erst einschmeichlerische Überredungskunst als Gefahr zu erkennen und sich selbstbewußt dagegen zu behaupten! Denn nur in den seltensten Fällen greift ein Täter direkt an - meist versucht er sich das Vertrauen der Kinder zu erschleichen und dieses dann für seine geplante Tat zu mißbrauchen."

Das Ergebnis macht Mut: Alle Kinder können mit Angriffs-Situationen umgehen. Nach den Kursen erhält die Organisation Sicher-Stark oft Briefe von Eltern, die festgestellt haben, dass ihr Kind auch im schulischen und sozialen Bereich viel selbstbewusster geworden ist.

Das Sicher-Stark-Team

Das zehnköpfige "mobile Einsatzkommando" besteht aus hochqualifizierten Fachleuten: Diplom-Sozialpädagogen, PolizeibeamtInnen, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten, Diplom-Psychologen, die mehrheitlich weitere qualifizierte Ausbildungen in den Bereichen Körperarbeit, pädagogisches Rollenspiel, Gesprächsführung etc. und jahrelange Praxiserfahrung aufweisen.

Das Sicher-Stark-Team ist überregional in ganz Deutschland tätig. Schulen, Elterninitiativen, Vereine, Verbände, Firmen und andere Einrichtungen können die Kurse organisieren und stellen die Räumlichkeiten - das Team kommt dann vor Ort und führt die Kurse dort durch, wo der Bedarf ist.