Das Recht, einfach Nein zu sagen

19.02.2004
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  ML Mona Lisa
 

 
Das Recht, einfach nein zu sagen
 
Was tun gegen Pädophile?

Prävention gegen sexuelle Gewalt: Mit Hilfe von Rollenspielen, Selbstverteidigung und Übungen zur Stärkung des Selbstbewusstseins lernen Kinder in Kursen, wie man sich gegen sexuelle Übergriffe von Erwachsenen erfolgreich zur Wehr setzen kann.
 
 
 
   
     In Bensheim in Schwaben geht die Angst vor Sexualtätern um: Mehrfach sind hier Kinder von fremden Männer angesprochen worden, zum Beispiel auf dem Schulweg. Hier haben Mütter auf eigene Kosten und außerhalb der Schule einen Präventionskurs gegen sexuelle Gewalt an Kindern organisiert. Dieses Projekt des "Sicher-Stark-Teams" wird von                             und einem ehemaligen Polizisten gehalten, dauert einen halben Tag und kostet 30 Euro pro Kind.
 
     Situatives Rollenspiel 
     Rollenspiele, einfache Mittel der körperlichen Selbstverteidigung und vor allem mehr Selbstbewusstsein sollen die Kinder stark machen. Dies gilt als bester Schutz gegen die Täter, und zwar für Übergriffe von Fremdtätern gleichermaßen wie für solche aus der Familie und dem Bekanntenkreis. Sinnvolle Prävention ist deshalb vor allem eine langwierige Erziehungssache. Was bekommen die Kinder hier mit auf den Weg? "Wir haben das Recht, mal nein zu sagen, wenn uns was nicht gefällt. Und uns nicht alles gefallen zu lassen", sagt Franz, der am Sicher-Stark-Projekt teilgenommen hat.
 
     An der Hain-Grundschule in Bamberg wird das Selbstschutzverhalten der Kinder mit dem Theaterstück "Hau ab!" eingeübt: "Onkel Heinz" kommt zu Besuch, das Mädchen "Annemarie" soll sich auf seinen Schoß setzen - obwohl es das gar nicht will. In einer anderen Spielszene lockt der Onkel mit Kinokarten und fordert als "Gegenleistung" ein Küsschen. Die Kinder sollen sich überlegen, was man in so einer unangenehmen Situation sagen kann, wie man den eigenen Widerspruch zum Ausdruck bringt.
 
     Die eigenen Gefühle ernst nehmen
      Initiiert hat das Projekt Brigitte Welder von der Kriminalpolizei gemeinsam mit verschiedenen Institutionen vor Ort wie dem Kindernotruf, Pro Familia und dem Theaterpädagogen Dirk Bayer. Sie hat ihr Wissen über die Täter aus der polizeilichen Arbeit in das Stück einfließen lassen. Im Mittelpunkt stehen die Gefühle der Kinder. Denn die merken es oft sehr schnell, wenn mit einer bestimmten Person etwas "nicht stimmt". Brigitte Welder meint: "Wenn Kinder sich fest auf ihr anfängliches Gefühl verlassen würden, dann kämen wir schon einen großen Schritt weiter in Sachen Prävention."
 
     Gute und schlechte Geheimnisse
     Erst im eigenen Spiel merken die Kinder, wie schwer es ist, sich gegen einen Vertrauten in der Familie zu wehren. Die Täter erschleichen sich oft subtil das Vertrauen. Deshalb müssen die Kinder auch lernen, sich so früh wie möglich ihren Eltern oder anderen Vertrauenspersonen zu offenbaren. Denn typisch für Missbrauchstäter sei es, die Kinder zu verpflichten, das "Geheimnis" zu bewahren. Das Kind soll aber lernen, dass es gute Geheimnisse gibt und schlechte Geheimnisse, die ein negatives Gefühl vermitteln, so Brigitte Welder.
 
     Gegen die Angst und das Alleinsein mit den eigenen Empfindungen lässt sich also etwas tun, und dass bei diesem preisgekrönten Projekt besonders viel Wert darauf gelegt wird, die Kinder nicht verängstigt, sondern gestärkt in ihren Alltag gehen zu lassen, beruhigt auch die Eltern.