Wie Kinder sich schuetzen können!

Kinderschänder keine Chance geben

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Kinderschändern keine Chance geben - Wie Kinder sich schützen können

Von Tobias Schormann, dpa =
Stuttgart/Euskirchen (dpa/gms) - «Lass dich nicht von Fremden
ansprechen» - was als Elternrat so einfach klingt, ist für Kinder in
der Praxis oft gar nicht so leicht einzuhalten. Die kindliche
Offenheit nutzen Sexualtäter wie im Fall des neunjährigen Mitja aus
Leipzig immer wieder aus. Der Junge war in der vergangenen Woche auf
dem Nachhauseweg von einem Mann angesprochen worden, der ihn später
sexuell missbraucht und umgebracht haben soll. Um gegen
Kinderschänder besser gewappnet zu sein, können Kinder in speziellen
Kursen gezielte Schutzmaßnahmen lernen.
«Kinder, die selbstbewusst gegenüber Tätern auftreten, werden
erfahrungsgemäß seltener Opfer von sexuellem Missbrauch», sagt Julia
Christiani von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und
des Bundes (ProPK) in Stuttgart. Sexualtäter suchten sich in der
Regel Opfer, die nicht gleich widersprechen und sich nicht direkt
wehren.
Dabei versuchten sie häufig, das Vertrauen der Kinder zu
erschleichen, um Passanten gegenüber kein Aufsehen zu erregen. So
lockten sie Minderjährige etwa mit Süßigkeiten oder anderen
Versprechungen an. Häufig würden Opfer dabei die Gefahr zunächst
nicht erkennen. Lehnt ein Kind dagegen von Anfang an solche Angebote
ab, ließen Täter es oft in Ruhe.
Häufig würden Kinder sich aber nicht trauen, zu widersprechen.
«Kinder müssen daher lernen, Erwachsenen gegenüber Nein zu sagen»,
sagt Julia Schlegel, Diplom-Pädagogin vom Sicher-Stark-Team in
Euskirchen in Nordrhein-Westfalen. «Für viele gilt noch die
Höflichkeitsregel: Man muss tun, was die Erwachsenen sagen.» Seit
mehr als zehn Jahren bietet das Team ein Sicherheitstraining für
Kinder an, bei dem sie in Rollenspielen trainieren, wie sie in
derartigen Situationen richtig reagieren.
Dabei lernen die Jungen und Mädchen weniger, wie sie sich
handgreiflich zur Wehr setzen können. Im Mittelpunkt stehen vielmehr
Körpersprache und mündliche Verteidigung. «Verbale Schlagfertigkeit
hilft gegen Sexualtäter oft mehr als ein Karate-Trick», sagt
Schlegel. Dazu gehöre etwa, die Umstehenden bei einer Belästigung um
Hilfe zu bitten und sich laut bemerkbar zu machen. Andernfalls könne
aber auch Weglaufen helfen - dabei sollten Kinder sich laut
Christiani aber nicht verstecken, sondern sich besser dorthin
begeben, wo andere Menschen sich aufhalten und es hell ist.
Bei der Prävention seien aber auch die Eltern in der Pflicht:
Diese können den Nachhauseweg zusammen mit dem Kind ablaufen und
mögliche «Rettungsinseln» einplanen, sagt Schlegel. Das können etwa
Geschäfte sein, in die die Kinder im Notfall flüchten können. Auch
empfehle es sich, ein so genanntes «Familien-Passwort» zu verwenden.
So lasse sich erkennen, wenn ein Fremder fälschlicherweise behauptet,
das Kind im Auftrag der Mutter abholen zu wollen.
Eltern könnten ihren Kindern auch ein Handy für den Nachhauseweg
mitgeben, so dass es im Notfall schnell Hilfe rufen kann, rät Heinz
Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes in Hannover. In
Sicherheit sollten sich Eltern zudem nicht wiegen, wenn ihre Kinder
ein spezielles Sicherheitstraining absolviert haben. «Einen
hundertprozentigen Schutz vor sexuellem Missbrauch kann kein Kurs
bieten», sagt ProPK-Sprecherin Christiani. Stattdessen könne die
Aufklärung der Kinder den Schutz durch die Erwachsenen nur ergänzen.
dpa/gms to tk
261655 Feb 07